DIE MÄR VON DER GROSSEN RUHE

Dem Baubeginn für den SBB-Tunnel bei Ligerz steht nichts mehr im Weg. Für das jüngste Monster-Bauwerk in der langen Geschichte der Flickwerke am linken Bielerseeufer müssen zwei weitere Wunden in die Reblandschaft geschlagen werden: Das Westportal des Tunnels zwischen La Neuveville und Ligerz wird auf der Höhe des bestehenden Strassentunnels in den Berg gerammt, das Ostportal bei Kleintwann gegenüber der kantonalen Fischzuchtanstalt.

Eine langersehnte, willkommene Beruhigung für das gesamte Bielerseeufer, verkünden die Bauherrschaft und ihre Promotoren. Das ist nicht bloss Augenwischerei, sondern eine freche Lüge. Fakt ist: Der Ligerzbahntunnel wird der überwiegenden Mehrheit der Anwohnerinnen und Anwohner am linken Bielerseeufer erhebliche Mehrbelastungen bringen. Gebaut wird er nämlich in erster Linie, um das letzte Teilstück auf der SBB-Transversalen zwischen Genf und St. Gallen auf Doppelspur zu erweitern. Dieser Ausbau hat zum Ziel, auf der Jurasüdfusslinie noch mehr Güterzüge durchzuschleusen. Weil zugleich die Streckenführung begradigt wird,  können die Züge künftig nicht nur öfter, sondern auch schneller durch die Gegend brausen.

Was man den Zugreisenden als sekundensparende Verbesserung verkauft, ist in Tat und Wahrheit mit gewichtigen Nachteilen verbunden. Sie werden künftig durch ein weiteres schwarzes Loch geschleust, wo sie heutzutage noch den Ausblick über den See und besonders den Blick auf das berühmte, idyllische Ligerzerchiuchli geniessen dürfen. Ein veritabler Nackenschlag für den Tourismus in der Region.

Zudem wird Ligerz künftig nicht mehr wie bis anhin bequem per Bahn zu erreichen sein. Wer das malerische Winzerdorf besuchen will, muss ab 2026 in Twann oder La Neuveville auf einen Bus umsteigen… Der versprochene Halbstundentakt für den Regionalzug zwischen Biel und Neuenburg ist dabei ein schwacher Trost – insbesondere für die Ligerzer Bevölkerung.

Bis es soweit ist, wird in den kommenden Jahren eine lärmige, staubige Baustelle die Lebensqualität rund um Ligerz beeinträchtigen. Auch hier das Gegenteil der versprochenen Ruhe…

Wenigstens Twanntunnel verhindern!

Ähnlich präsentiert sich die Situation in Twann, wo mit der geplanten Verlängerung des Ligerzer Autobahntunnels ebenfalls eine jahrelange Baustelle sowie zusätzliche Verkehrsbelastungen drohen. Mehr noch: Dem Baustelleninstallationsplatz und dem künftigen Ostportal müssten Häuser und Reben weichen. Das bedeutet: Eine weitere grosse Landschafts- und Ortsbildbeschädigung – ausgerechnet im historischen, denkmalgeschützten Weiler Wingreis.

Auch hier gilt: Der Twanner-Strassentunnel würde nach seiner Fertigstellung in rund 20 Jahren einer Handvoll Anwohnerinnen und Anwohner tatsächlich eine Entlastung vom Verkehrslärm bringen. Notabene auf Kosten der Landschaft sowie zahlreicher Bewohnerinnen und Bewohner zwischen Twann und Biel, welchen durch diesen Tunnel und dem vom Bundesamt für Strassen geplanten generellen Tempo 80 von Biel bis nach La Neuveville eine weitere Zunahme von Verkehr und Lärm zugemutet wird.

So kann und darf es nicht weitergehen! Der Ligerzer Eisenbahntunnel ist beschlossene Sache, da ist kaum mehr etwas zu machen. Anders präsentiert sich die Situation beim Autobahn-Twanntunnel: Hier ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zwar hat das UVEK die Plangenehmigung erteilt, eine Reihe von Einsprechenden wollen diesen Entscheid aber ans Bundesverwaltungsgericht weiterziehen. Gut so!

Denn jeglicher Ausbau der Strassenkapazität am Nordufer des Bielersees steigert für den Transitverkehr die Attraktivität, diese Fahrstrecke zu wählen. Deshalb ist es wichtig, diese Entwicklung bereits heute zu stoppen und den Transitverkehr mit geeigneten Massnahmen vom Bielersee Nordufer fernzuhalten.

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