QUO VADIS KOMITEE?

 

 

Vor bald drei Jahren brachte das Komitee «Westast so nicht!» frischen Wind und neue Hoffnung. Viele Westast-GegnerInnen der ersten Stunde hatten schon fast aufgegeben. Da tauchten plötzlich Flyer auf, mit roten und gelben Linien, die das Zerstörungspotential des Westasts visualisierten – und mit dem Stempel «Westast so nicht!»

«Wir waren so glücklich, dass der Widerstand nun plötzlich wieder Auftrieb hatte», erinnert sich eine Aktivistin aus dem Mühlefeldquartier. Dort hatte sich der Widerstand schon längst formiert – die Westast-GegnerInnen wurden aber von Seiten der Behörden stets als «EgoistInnen» und «VerhindererInnen» abgekanzelt. Es gehe ums Grosse und Ganze – da sei es unumgänglich, dass Einzelne auf ihr geliebtes Daheim verzichten müssten….

Die Stadtwanderungen, die der neue Verein organisierte, zeigten ein völlig anderes Bild. Beim Augenschein vor Ort wurde so manchem klar: Hier geht es nicht um marginale Einzelinteressen, sondern um Stadtzerstörung vom Gröbsten. Die schlimmste Bedrohung stellten die beiden innerstädtischen Autobahnanschlüsse hinter dem Bahnhof und beim Strandboden dar.

Dem veralteten Autobahnprojekt sollten über 750 Stadtbäume sowie ganze Quartiere geopfert werden.

Die Verkehrsplaner des Komitees zeigten auf, dass mit der geplanten Autobahn die Verkehrsprobleme der Region nicht gelöst werden können – im Gegenteil: Mehr Strassenkapazität provoziert mehr Verkehr. Sie plädierten deshalb – zumindest anfänglich – für eine Optimierung der bestehenden Strassen, um den Verkehrsfluss zu verbessern.

Viele Mitglieder des Komitees machten sich zudem ihre eigenen Gedanken. Manche präsentierten ihre eigenen Alternativen zum offiziellen Westast-Projekt, andere plädierten für eine nachhaltige Verkehrspolitik, die auf die sogenannte «Vollendung» des Autobahnnetzes verzichtet.

Lange hatten alle diese Strömungen Platz, im Komitee «Westast so nicht!» – Viele Menschen, die beim Flashmob und bei der Demo auf die Strasse gingen, wollten ein Zeichen setzen für eine zukunftsfähige, innovative Entwicklung in Biel.

Und was macht das Komitee «Westast so nicht!»? – In monatelanger Arbeit entwirft eine Gruppe von Planern und Architekten einen eigenen Vorschlag «Westast so besser!» – Und promotet diesen in der Folge als einzige mögliche Alternativlösung.

All die Vereins-Mitglieder, die mit anderen Vorschlägen, Ideen und Denkanstössen versuchten, sich Gehör zu verschaffen, wurden vom Vereins-Vorstand totgeschwiegen und abgewimmelt. Das Komitee hat in den letzten Monaten jegliche Diskussionen verunmöglicht – ja, Menschen, die Alternativen einbrachten wurden gar verunglimpft. «Wer jetzt noch für eine andere Variante als «Westast so besser!» plädiert», drohte etwa Benno Loderer, Mitglied der Arbeitsgruppe, «der unterstützt das offizielle Projekt.»

Wie leer diese Drohung ist, zeigt die Tatsache, dass man sich beim Kanton zurzeit offenbar sehr schwer tut mit den Einsprachen gegen das Projekt. Weil diese substanziell und berechtigt sind. Offenbar widerspricht die aktuelle Planung in zahlreichen Punkten dem aktuellen Recht. Das heisst aber auch: Es gibt keine Handlungsnot! Die Probleme, die die Behörden mit dem offiziellen Projekt haben, geben uns Zeit. Und die einmalige Chance, etwas wirklich besseres zu erarbeiten. Demokratisch und zukunftsweisend. Jetzt wäre der richtige Moment für den «runden Tisch», den der Bieler Architekt und Raumplaner Kurt Rohner wiederholt gefordert hat.

Doch davon wollen die verantwortlichen Vorstandsmitglieder des Komitees offenbar nichts wissen. Im Gegenteil: Sie promoten einzig und alleine den von der Arbeitsgruppe Städtebau erarbeiteten Entwurf «Westast so besser!» – Eine gefährliche Strategie: Was, wenn die Variante von den Behörden abgeschmettert wird?

Das Komitee «Westast so nicht!» täte gut daran, Diskussionen über Fragen der künftigen Mobilität nicht nur zuzulassen, sondern zu fördern! Denn längst nicht für alle Vereinsmitglieder ist «Westast so besser!» die einzig richtige Lösung. Viele haben andere Vorstellungen von der künftigen Verkehrspolitik in der Region Biel. Verhindert der Vorstand des Komitees weiterhin die Diskussion um Alternativen und fokussiert einzig und allein auf die Westast-so-besser-Schiene, müsste der Vereinsname entsprechend angepasst werden. Damit auch drin ist, was drauf steht.

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